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Banken in Deutschland – quo vadis?

Im its-people Newsletter zum November 2009 schrieb Martin Niemann unter dem Titel „Weniger ist mehr – die Banken im Umbruch?“ es sei an der Zeit, das Bankgeschäft neu zu definieren.

Ist heute, etwas mehr als 2 Jahre und etliche Schritte in der Chronologie der Krise weiter, etwas davon zu spüren?

2010 warnte die Bundesbank noch, dass die Finanzkrise möglicherweise noch nicht ausgestanden sei – trotz der Tatsache, dass die deutsche Wirtschaft sich in der Krise als relativ stabil darstelle.

Seither wird die Berichterstattung von Griechenland, Portugal und Spanien, Ratingagenturen sowie diversen Rettungsschirmen dominiert – auch solche, unter die deutsche Banken „geschlüpft“ sind.
Griechenland und „Kostensenkung“ scheinen momentan synonym verwendet zu werden und irgendwie entsteht der Eindruck, dass alle Warnungen, dass Kostensenkungen allein nie zu einer wirtschaftlichen Erholung Griechenlands führen können, ungehört verhallen.

Der Ökonom und ehemalige Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Norbert Walter, konstatiert im Nachrichtensender n-tv, dass „die Tourismus-Branche in Griechenland noch Potential biete“. Fakt ist, dass jetzt öffentliche Tourismus-Attraktionen rund um die Akropolis am Wochenende geschlossen sind, um die Wochenend-Zuschläge für die dort Beschäftigten einzusparen!
Den Begriff „kontraproduktiv“ in puncto wirtschaftlicher Entwicklung kann man wohl nicht anschaulicher darstellen!

Bewegt man sich nun durch die deutsche Bankenlandschaft, so ist das Thema Kostensenkung ebenso allgegenwärtig. Man kann sich seit einigen Jahren des Eindrucks nicht erwehren, dass Investitionen, insbesondere in der IT, sehr restriktiv auf genau das beschränkt werden, was unvermeidbar ist: regulatorisch bedingte Aufwendungen wie zur Abgeltungssteuer, MiFID (Frug) und Basel III, Aufwendungen im Bereich Zahlungsverkehr im Kontext SEPA und Migrationsaufwendungen im Zusammenhang mit Übernahmen und Integrationen.

Bereits 2009 übernahm eine KAG einen Abwicklungsdienstleister für die Fonds-Verwahrung und gelangte so zu neuen Kundendaten im 5-stelligen Bereich. Anfang 2011 wurde ein Pilotprojekt angeregt, um diese Stammdaten mit den Mitteln eines Data-Mining-Ansatzes zu analysieren, eine Vorstellung über den Wert dieser Daten zu entwickeln und mit den daraus gewonnenen Erkenntnissen den Vertrieb zielgerichtet zu unterstützen.

Selbst das überschaubare Pilotprojekt wartet noch immer auf die Budgetfreigabe – Akropolis?

Herr Niemann hatte in dem oben erwähnten Artikel auch gefragt, welches Potenzial sich wohl aus der Finanzierung von ökologischen (Energie)projekten ergeben würde.

Anfang Februar 2012 konnte ich der Verleihung eines Gründerpreises einer IHK im Rhein-Main-Gebiet beiwohnen. Voller Stolz präsentierte der Vorstand einer Bank den Gewinner des ersten Preises: Ein Unternehmen, welches aus dem Abfallprodukt der papierverarbeitenden Industrie (Holzschlamm) mit offensichtlich nur leicht modifizierten Maschinen der kunststoffverarbeitenden Industrie, ein vollständig verrottendes Material als Ausgangsbasis für Becher und andere Gefäße herstellt. Ökologisch, nachhaltig, innovativ, wirtschaftlich – geht doch!

Die Gewinner der Plätze 2 und 3 wiederum waren, zumindest auf den ersten Blick, recht unspektakuläre Unternehmensnachfolgen in Familienbetrieben der Metallverarbeitung. Bitte nicht falsch verstehen: Der Mittelstand ist der Motor der Wirtschaft, schafft und sichert Arbeitsplätze und gerade die Bestandssicherung über die Unternehmensnachfolge ist äußerst wichtig – aber dafür auf’s Treppchen bei einem Gründerwettbewerb?

Seit sich anschließend der „Abteilungsleiter Öffentliche Förderkredite“ der Bank mit den Worten vorstellte: „und bin jetzt seit 45 Jahren bei der Bank“, frage ich mich nicht nur, was wohl die Beurteilungskriterien für die Preisverleihung waren, sondern in erster Linie: Wäre er der Mann meines Vertrauens um eine geniale, nachhaltige, ökologisch wertvolle aber vor allem NEUE Geschäftsidee z.B. in Verbindung mit Web 2.0 mit der gebotenen Überzeugungskraft und Faszination gegenüber einer KfW zu vertreten?

Das System der Vergabe von öffentlichen Fördermitteln krankt im Bereich der Innovationen daran, dass die Anträge auf Fördermittel grundsätzlich über die Hausbank einzureichen und somit zunächst auch genau dort zu bewerten sind. Die Hausbank muss somit die Kapazitäten zur kompetenten Bewertung aller denkbaren Geschäftsideen aus allen möglichen Branchen vorhalten. Im Erfolgsfall darf sie den Kredit ausreichen, verdient selbst aber nur marginal daran. Motivation sieht anders aus, insbesondere im Vergleich zu anderen, hauseigenen Finanzierungsmitteln.

Wenn es dennoch nachweislich in vielen Fällen funktioniert, so dürfte der Grund dafür im Engagement einzelner Personen zu suchen sein, nicht im System.

Umso mehr ist es ist uneingeschränkt positiv zu werten, dass die KfW im Jahre 2010 den Mittelstand mit der Rekordsumme von 28,5 Mrd. € gefördert und mit 64,3 Mrd. € sogar das höchste inländische Fördervolumen seit Bestehen erreicht hat. Man kann sicherlich zustimmen, dass Dank dieser KfW-Förderung der deutsche Mittelstand die Finanzkrise meistern konnte – ob er wirklich seine Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit auch zukünftig wird nachhaltig ausbauen können, bleibt abzuwarten. (Quelle: Geschäftsbericht der KfW 2010)

Denn die KfW stellte den Unternehmen nicht nur langfristige Investitionskredite zur Verfügung sondern auch Kredite zur Betriebsmittelfinanzierung – bis zur Krise eigentlich die Domäne der Geschäftsbanken. Eine Kreditklemme gab es ja offiziell nie – vielleicht ja auch tatsächlich nicht aufgrund des hohen Fördervolumens der KfW. Applaus!

Aber die Frage muss erlaubt sein, wann die KfW wieder anteilig mehr Fördermittel zur tatsächlichen Stärkung der Innovationsfähigkeit aufwenden kann, weil die Geschäftsbanken in den Normalmodus zurückkehren.

Voraussetzung hierfür wird eine nachhaltige Stärkung des Vertrauens sein – in die Verlässlichkeit der politischen Führung, der Banken untereinander aber insbesondere auch in die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft. Vertrauen gewinnt man im Dialog – mit Kunden, Partnern und Lieferanten.

Fazit:

Kostenreduzierungen allein haben noch nie einen wirtschaftlichen Fortschritt bewirkt.
Jeder einzelne kann mit persönlichem Engagement etwas bewegen.
Vertrauen ist die Basis für jeglichen Fortschritt – reden wir miteinander!

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